Revolutionäre MarxistInnen außerhalb Kubas haben mehrere grundsätzliche Aufgaben. Wir müssen die Errungenschaften der kubanischen Revolution gegen den Imperialismus verteidigen und v. a. gegen die verbrecherische US-Blockade der Insel protestieren. Gleichzeitig müssen wir diese Errungenschaften gegen die herrschende Bürokratie verteidigen, wenn sie weitere Schritte Richtung Kapitalismus zu unternehmen versucht. Dazu müssen wir die einzige denkbare soziale Basis einer zweiten kubanischen Revolution stärken, eine unabhängige ArbeiterInnenbewegung auf der Insel.
Wir können nicht auf den heuchlerischen imperialistischen Diskurs über Menschenrechte hereinfallen und prokapitalistische “DissidentInnen” unterstützen, die bereits genug Unterstützung von der CIA erhalten. Doch es gibt keinen Zweifel, dass die repressiven Maßnahmen, die aktuell gegen die prokapitalistische Opposition angewendet werden, sobald der Restaurationsprozess weiter vorangeschritten ist, auch gegen ArbeiterInnen benutzt werden, die ihre Rechte verteidigen. Deswegen rufen wir zur Bildung von Tribunalen von ArbeiterInnen und Bauern/Bäuerinnen auf, die die Fälle von allen politischen Gefangen untersuchen sollen. Wir erkennen das Recht eines ArbeiterInnenstaates an, sich gegen imperialistische AgentInnen zu verteidigen. Allerdings müssen die arbeitenden Menschen darüber entscheiden, ob die eingesperrten DissidentInnen tatsächlich Verbindungen zu ausländischen Geheimdiensten hatten und eine Gefahr darstellen. Diese Tribunale müssen andererseits auch die Verbindungen zwischen führenden FunktionärInnen und imperialistischen Konzernen untersuchen, um der verbreiteten Korruption Einhalt zu gebieten.
Zusammenfassend läuft unsere Verteidigung Kubas nicht unter der Losung: “Fürs Vaterland! Für Castro!” Stattdessen sagen wir: “Für den Sozialismus! Für die Weltrevolution! Gegen die herrschende Bürokratie!”[54]
Revolutionäre Internationalistische Organisation (RIO), 23. Oktober 2010
Fußnoten:
54. “[Unsere] ‘Verteidigung der UdSSR’ wird sich selbstverständlich himmelweit von der offiziellen Verteidigung unterscheiden, die jetzt unter der Losung geführt wird: ‘Für das Vaterland! Für Stalin!’ Unsere Verteidigung der UdSSR wird unter der Losung geführt: ‘Für den Sozialismus! Für die Weltrevolution! Gegen Stalin!’ Leo Trotzki: “Die UdSSR im Krieg.”
Quellen und Literatur
Bücher über Kuba
Max Azicri/Elsie Deal [editors]: Cuban Socialism in a New Century. Adversity, Survival and Renewal. Gainsville 2004.
Philip Brenner [et al.] [editors]: A Contemporary Cuba Reader. Reinventing the Revolution. Lanham 2007.
Lydia Chávez [editor.]: Capitalism, God and a Good Cigar. Cuba Enters the Twenty-First Century. Durham/London 2005.Trotzkistische Analyse und Debatte
Steve Cushion: “The Working Class in the Cuban Revolution.” Permanent Revolution #14. London 2009. S. 34-40.
Diego Dalay: “Raúl Castro announces measures ‘not pleasant’ to the Cuban people”.
Fracción Trotskista: Cuba en la encrucijada.
Stuart King: “Cuba: The Last Workers’ State?” In: Permanent Revolution. #10. Autumn 2008. London.
Martin Hernández: “Cuba … no es una isla”. In: Liga Internacional de Trabajadores: Marxismo Vivo. #22. P. 109.
Eduardo Molina: “¿Qué se negocia en La Habana?”
Ebd.: “Raúl announces an attack on the workers’ conquests”.
Roberto Ramirez: “Cuba En la Encrucida”. In: Socialismo o Barbarie. #22. Noviembre 2008. Buenos Aires.
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Leon Trotsky: The Revolution Betrayed.
Ebd.: “The Soviet Economy in Danger”.
Ebd: “The Workers’ State, Thermidor and Bonapartism”.
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Bernd Bieberich: “Agonie auf dem Acker”. In: Lateinameria-Nachrichten. #415. January 2009. Berlin.
Rigoberto Díaz: “Los privados esperan aprovechar el cierre de comedores obreros en Cuba”.
Granma: “U.S. has cost more than $86 billion”. Granma Internacional. October 4, 2006.
Latin American Network Information Center: Castro Speech Data Base.
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Margot Pepper: “The Costs of the Embargo”.
Ian Urbina: “In Cuba, Change Means More of the Same, With Control at the Top”. In: New York Times. April 6, 2009.