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2006-09-25


Eine weitere wichtige Frage im Konflikt zwischen Revo und der LFI ist die, ob Unabhängige eine Mehrheit in den Leitungsgremien von Revo bilden könnten oder sollten. In den 1930er Jahren empfahl Leo Trotzki der amerikanischen Socialist Workers Party, großen Wert darauf zu legen, dass Parteimitglieder nur eine Minderheit in der Leitung der Jugendorganisation stellen. Sam C schrieb…

Eine leninistische Position gegenüber der Jugendbewegung einzunehmen, bedeutet für die Unabhängigkeit der Jugendorganisation zu kämpfen. Die Jugend muss organisatorische Unabhängigkeit haben, um ihr die Möglichkeit zu geben, über eigene Fehler und Debatten den Weg zum Sozialismus zu finden. Sie muss selbst die Organe wählen, welche die Entscheidungen treffen, sie muss ihre eigenen Publikationen herausgeben, ihr eigenes Programm und ihr eigenes Statut haben. Wenn es eine revolutionäre Partei gibt, sollte sich die Jugend dieser politisch unterordnen, diese politische Unterordnung muss jedoch natürlich gewonnen und darf ihr nicht von oben auferlegt werden.

Bezogen auf die Führung der Jugendorganisation eine trotzkistische Position einzunehmen, bedeutet, dass eine unabhängige Jugendorganisation eine Mehrheit von Unabhängigen in ihren Führungsorganen haben muss. Das wird klar dargelegt in der veröffentlichten Debatte zwischen Trotzki und einem führenden SWP-Mitglied, Grould, über die Frage, wie das National Committee (NC) der Jugendorganisation aussehen sollte, die in den späten 1930er Jahren von der amerikanischen Socialist Workers Party (SWP) aufgebaut wurde. Trotzki argumentiert dabei für eine klare Minderheit von Parteimitgliedern, und schlägt vor, dass von 19 Mitgliedern des NC, 5 Parteimitglieder und 14 unabhängige Mitglieder sein sollten (also eine unabhängige Mehrheit von 2/3). Er würde sich, so sagt er, jedoch auch mit einem Kompromiss zufrieden geben, nach welchem bis zu 7 Parteimitglieder gegenüber 12 unabhängigen Mitgliedern im NC vertreten wären:

„Das National Committee ist die höchste Universität der Organisation. Wenn sieben gute Lehrer und von der Partei sind, so werden diese sieben die Besten sein und die zwölf (Nicht-Partei-Mitglieder) werden gute Leute sein. Sie werden guten Argumenten gegenüber zugänglich sein… Ich würde nur 5 Parteimitglieder und 14 Basismitglieder der Jugendorganisation vorschlagen und ich versichere Ihnen, es würde ausgezeichnet funktionieren. Aber ich kann ein Zugeständnis an Sie machen und meinen Vorschlag wiederholen, sieben und zwölf.“ 1

Die Führung einer Mehrheit von Parteimitgliedern ist keine ideale Führung, darüber wird man sich wohl schnell einig. Wie und wann jedoch eine theoretisch ideale Führung eingeführt werden sollte, ist eine Frage, die noch zur Debatte steht.

Gould argumentiert: „Nun zu der Frage des National Committee, bestehend aus nicht mehr als sieben Genossen, die Mitglieder der Partei sind. Theoretisch ist dieses (NC) so, wie es sein sollte, aber führe diese Methode heute, diese Vorgehensweise morgen ein und du wirst gar keine Führung haben, denn alle fortgeschrittenen Kader sind Mitglieder der Partei. Frage irgendeinen Genossen hier von irgendeiner Sektion, wer die Anführer der Jugend sind; es sind Mitglieder der Partei. Das heißt die Jugendorganisation ist nicht ideal, doch die am weitesten entwickelten Mitglieder sind Mitglieder der Partei. Es gibt ebenso die Bestimmung, dass alle Mitglieder der Jugendorganisation, die über 21 Jahre alt sind von der Jugendorganisation in die Partei übergehen sollten. Ideologisch ist das richtig und irgendwann wird dies auch durchgeführt werden. Setze es morgen in die Praxis um und ich denke nicht, dass es gut für die Organisation wäre. Es muss nach und nach geschehen – so ist es auch mit dem National Committee.“

Trotzki antwortet darauf: „Wenn es 12 (Nicht-Partei-Mitglieder) sind, also die Mehrheit, können Sie sicher sein, dass diese 12 besser den Geist der Jugend repräsentieren als die Prinzipien des Marxismus; aber wenn ihr (die Partei) nicht fähig seid, sie (die 12 Unabhängigen) für eure Entscheidungen zu gewinnen, dann ist die Entscheidung schlecht, oder die Entscheidung kommt zu früh für die Organisation und dann müsst ihr sie aufschieben. Es ist besser aufzuschieben, als durch bürokratische Entscheidung zu herrschen.“

Demnach argumentiert Trotzki sehr klar gegen die Beschwerden, dass die Jugend nicht fähig sei sich selbst zu führen, und gegen Goulds Argument, dass eine unabhängige Mehrheit im Augenblick nicht gut für die Organisation wäre. Wie können unabhängige Mitglieder das Selbstvertrauen und das Wissen entwickeln, um Kader zu werden, wenn sie nicht die Verantwortung teilen, die Organisation zu führen? Der rohen, unbearbeiteten Jugend nicht zu erlauben, die Mehrheit in der Führung zu haben, verhindert die Entwicklung von Jugendlichen zu unabhängigen Jugend-Kadern, die fähig sind, die Jugend selbstständig zu führen. Es ist dabei offensichtlich, dass dies verknüpft sein muss mit dem Erlernen von demokratischer Teilnahme in einem Führungsorgan, und der politischen Bildung um ein revolutionäres Statut.

Wir würden gut daran tun, Trotzkis Rat zu beherzigen: „Wie könnt Ihr die Jugend bilden ohne eine bestimmte Menge von Verwirrung, Fehlern und internen Kämpfen, die nicht von den alten Herren in sie hineingetragen worden sind, sondern der natürlichen Entwicklung der Jugend selbst entspringen. Ich habe derzeit den Eindruck, dass gut ausgebildete Partei-Mitglieder innerhalb der Jugendorganisation in deren Namen denken, sprechen, diskutieren und entscheiden. Die Partei-Kader bringen ein hohes Niveau der Diskussion auf den Kongressen und im National Committee, doch dieses hohe Niveau ist ein Ausdruck der negativen Seite der Situation…… Das Schlechteste, was uns passieren könnte ist, eine Arbeitsteilung innerhalb der Jugendorganisation einzurichten: Die jungen Basismitglieder spielen mit Farben und Trompeten und die ausgesuchten Kader kümmern sich um die Politik.“ 2

 

Notizen…

1. Toward a Revolutionary Youth Organisation, November 18, 1938, The Writings of Leon Trotsky (1938-39), Pathfinder Press, 1974, S. 123-128. Übersetzung: Jalava.
2. A Revolutionary Name For a Revolutionary Youth Group, December 10, 1938, ebenda, S. 152

Quelle…

Begründung für einen Antrag an die Leitung von REVO/UK, von unabhängigen Revos am 2.9.2006



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