Kuba stand historisch unter imperialistischer Vorherrschaft, zuerst als Kolonie Spaniens und dann als Halb-Kolonie der USA. Die Insel gewann 1902 die Unabhängigkeit, doch die kubanische Verfassung beinhaltete bis 1934 einen Artikel, der den USA das Recht auf jederzeitige militärische Intervention gewährte. Die politische Macht des US-Imperialismus hatte eine wirtschaftliche Grundlage, denn US-Unternehmen besaßen einen Großteil des Bodens und der Industrie Kubas. Zum Beispiel besaß das US-Kapital 35% der Zuckerproduktion sowie unzählige Hotels und Casinos, während der Rest der Wirtschaft einer kleinen und sklavisch pro-imperialistischen kubanischen Bourgeoisie gehörte[4].
Durch diese Zustände verharrte die kubanischen Bevölkerung, vor allem auf dem Land, in Armut und Unbildung. Als es 1952 so aussah, als würde die Orthodoxe Partei die Präsidentschaftswahlen gewinnen, mit einem Programm für soziale Reformen und eine größere wirtschaftliche Unabhängigkeit, etablierte das kubanische Militär mit Unterstützung der USA eine Diktatur unter Batista. Kuba gewann eine wirkliche Unabhängigkeit erst durch die Revolution von 1959.
Die kubanische Revolution wurde durch eine Guerilla-Bewegung unter der Führung Fidel Castros geführt, eines Anwalts, der versucht hatte, die Batista-Diktatur vor Gericht anzuklagen, bevor er mit dem Angriff auf die Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 den bewaffneten Kampf aufnahm. Castros Bewegung des 26. Juli (M-26-J) stellte eine Koalition verschiedener Klassen dar: kleinbürgerliche Bauern/Bäuerinnen, ländliche HalbproletarierInnen, bürgerliche Intellektuelle und einige ArbeiterInnen. Ihre wichtigste Basis war, wie es bei jeder Guerilla-Armee der Fall ist, die arme und landlose Bauernschaft. Aufgrund dessen hatte die Bewegung keine klare Ideologie oder ein politisches Programm – die M-26-J hatte nicht mal eine einzige Konferenz, um ihre Politik festzulegen. Die chaotische Organisation gab der Führung eine weitreichende Autonomie von der Basis: Entscheidungen wurden durch Dekrete der Führung statt durch demokratische Entscheidungsfindung der Mitgliedschaft getroffen.
Das Ziel der Guerilla, wie sie das im “Manifest der Sierra Maestra” aus dem Jahr 1957 darlegte, war “das schöne Ideal eines freien, demokratischen und gerechten Kubas”[5]. Sie forderten die USA auf, keine Waffen an die kubanische Diktatur zu verkaufen, weil diese die Menschenrechte verletzte. Obwohl einige AktivistInnen aus dem innerem Kreis von Castro Sympathien für den Stalinismus hatten (wie sein Bruder Raúl oder Ernesto “Che” Guevara), kämpfte die Guerilla nicht für eine soziale Revolution. Ihre Ziele waren fortschrittlich – etwa der Kampf gegen Analphabetismus und Arbeitslosigkeit, die Schaffung einer parlamentarischen Demokratie, die Entwicklung der Industrie und v.a. eine Landreform – doch sie gingen nicht über den Rahmen des Kapitalismus hinaus.
Der Zusammenbruch der Diktatur ist nicht ausschließlich auf die Aktivitäten der Guerilla zurückzuführen, deren paar tausend KämpferInnen zahlenmäßig und waffentechnisch der Armee von Batista massiv unterlegen waren. Es war ein Generalstreik der kubanischen ArbeiterInnen, der Batista letztlich zwang, zu Silvester 1958 aus dem Land zu fliehen[6]. Dadurch entstand ein Machtvakuum, das durch die kleine, aber gut organisierte M-26-J bei ihrem Einmarsch in Havanna acht Tage nach Batistas Flucht gefüllt wurde.
Fußnoten
4. Workers Power/Irish Workers’ Group: The Degenerate Revolution. London 1982. S. 82.
5. M-26-J: Manifesto of the Sierra Maestra.
6. Für mehr Infos über die Rolle der ArbeiterInnenbewegung in der kubanischen Revolution vgl. Steve Cushion: “The Working Class in the Cuban Revolution.” Permanent Revolution #14. London 2009. S. 34-40.