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2008-01-17


Die BILD-Zeitung ist für ihre wahnsinnige Hetze gegen MigrantInnen und vor allem gegen Linke bekannt. In Erinnerung bleibt ihre Schlagzeile vom Tag nach der Anti-G8-Demo in Rostock: “Wollt ihr Tote, Chaoten?” (in Nachhinein stellte sich heraus, dass es lediglich zwei “schwer”verletzte PolizistInnen gegeben hatte). Die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland spielt auch die Teilnehmerzahlen bei linken Demos massiv herunter, wenn sie nicht komplett totgeschwiegen werden.

Aber am Montag (14. Januar 2008) meldete BILD, dass “mehr als 10.000 Demonstranten aus (ganz) Deutschland, Italien, Spanien, Österreich” an der Demonstration im Gedenken an die drei Ls (Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wladimir Lenin) teilnahmen.

Wir könnten dem BILD-Bericht hinzufügen, dass auch viele Menschen aus Dänemark, Griechenland, dem Baskenland und anderen Ländern dabei waren. Aber wir stimmen – seltenweise – mit BILD überein, dass die diesjährige LLL-Demo größer war als in den Jahren zuvor. Auf der Demo waren über 10.000, am Friedhof fast 100.000 Menschen.

Der Spiegel dagegen gab einfach den Polizeibericht über die Demo – 3.400 TeilnehmerInnen – weiter. Die bürgerliche Presse, ob rechts oder sehr rechts, amüsierte sich über NostalgiestalinistInnen mit Stalin-Poträts oder DDR-Symbolik, und natürlich besteht ein guter Teil der LLL-Fans aus älteren Menschen, die schon seit fünfzig Jahren oder mehr an diesem Gedenkritual teilnehmen. Aber wenn wirklich nur ältere Leute teilnehmen würden, dann würde die Demo ständig schrumpfen, genauso wie wie die alte PDS – d.h. eine leicht wachsende Teilnehmerzahl beweist, dass jedes Jahr neue, junge Leute dazu kommen.

Mensch brauchte nur den lautstarken und kämpferischen Antikapitalistisch-Internationalistischen Block (organisiert von ALB und ARAB) anzugucken, wo auch viele Menschen, die erst nach dem Zusammenbruch der DDR geboren wurden, mit demonstrieren.

Angesichts der Perspektivlosigkeit, mit der wir im kapitalistischen System immer mehr konfrontiert werden, stossen die KommunistInnen Luxemburg, Liebknecht und Lenin langsam wieder auf größeres Interesse bei Jugendlichen. Die drei Ls stehen für die meisten von ihnen weniger für ein politisches Programm als für die grundsätzliche Ablehnung der kapitalistischen Verhältnisse. Aber die Neugier über ihr Programm wird ebenfalls größer:

So war die Rote Insel fast voll, als die unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION am Abend vor der Demo eine Veranstaltung über “Die LLL und die Revolution” anbot. Es gab zwei Vorträge über die Oktoberrevolution in Russland im Jahr 1917 und die Novemberrevolution in Deutschland im Jahr 1918. Durch den Vergleich konnte herausgearbeitet werden, dass eine revolutionär-marxistische Arbeiterorganisation beim Ausbruch der deutschen Revolution fehlte, was entscheidend zur Niederlage der Arbeiteraufstände im Deutschen Reich beitrug.

Im Anschluss an die Veranstaltung gab es eine Soliparty mit mehr als 50 Leuten, wobei die Communist Classics besondere Beliebtheit genossen. Um 2 Uhr wurde die Party dann verantwortungsbewusst beendet – dagegen sahen die Antifas auf der Demo am nächsten Tag so aus, als ob sie viel zu lange gefeiert hätten…

Am LLL-Weekend von REVOLUTION nahmen Jugendliche aus Berlin, Meckpomm, Sachsen und Niedersachsen, auch aus Tschechien und noch weiter weg teil. Während Linkspartei-PolitikerInnen kurz vor dem Friedhof trauern und dann mit ihrer reformistischen Politik weiter versuchen, den Kapitalismus irgendwie menschlicher zu machen, wollen wir die revolutionär-sozialistische Tradition der drei Ls wieder beleben (deswegen heißt es ja “Old School”). Wir ehren Rosa Luxemburg, weil sie ihr ganzes Leben für den revolutionären Sturz des Kapitalismus kämpfte. War sie tatsächlich eine Verteidigerin der bürgerlichen Demokratie und eine Gegnerin der “bolschewistischen Diktatur”, wie die nach ihr benannten Stiftung behauptet? Sie meinte selber dazu: “Die ganze Macht in der Hand der arbeitenden Masse als revolutionäre Waffe zur Zerschmetterung des Kapitalismus – das allein ist wahre Gleichberechtigung, das allein wahre Demokratie!” Und: “Wer sich dem Sturmwagen der sozialistischen Revolution entgegenstellt, wird mit zertrümmerten Gliedern am Boden liegen bleiben.” Soviel dazu.

von Wladek, Revo Berlin, 17. Januar 2008



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