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2010-11-04


Die kubanische Revolution begann 1917 mit der Oktoberrevolution in Russland. Während des ersten imperialistischen Weltkriegs stürzte die russische ArbeiterInnenklasse gemeinsam mit der armen Bauernschaft nicht nur die Zarenmonarchie, sondern zerbrach auch die Macht der besitzenden Klassen. Angeführt von einer revolutionären ArbeiterInnenpartei, bekannt als die Bolschewiki, führten die ArbeiterInnen- und Bauern/Bäuerinnenräte eine Landreform durch, ohne Entschädigungen für die ehemaligen BesitzerInnen und vergesellschafteten die Industrie unter ArbeiterInnenkontrolle.

Es war eine unglaublich dynamische und lebendige Bewegung. Die Politik wurde in den Räten (genannt „Sowjets“) und auch in den bolschewistischen Parteikomitees heiß diskutiert. Die Einheit in der Aktion basierte auf Freiheit in der Diskussion und demokratischer Entscheidungsfindung.

In einem langen und blutigen Bürgerkrieg verteidigte die russische ArbeiterInnenklasse ihre Revolution – immer in der Hoffnung auf Rettung in Gestalt von sozialistischen Revolutionen in anderen Ländern. Aber die benötigte Hilfe kam nicht: Die deutsche Revolution wurde von den SozialdemokratInnen verraten und im Blut ertränkt, und die ungarische Räterepublik wurde zerschlagen.

Die Isolation der Sowjetunion hatte drastische Folgen. Die Bürokratie der bolschewistischen Partei und des sowjetischen Staates befreite sich mehr und mehr von jedweder demokratischen Kontrolle. Diese Entwicklung kennzeichnete eine politische Konterrevolution, welche die ArbeiterInnenklasse und ihre Räte von der Macht ausschloss. Die UdSSR wurde kein ArbeiterInnenstaat im Übergang zum Sozialismus, sondern ein degenerierter ArbeiterInnenstaat, in welchem dieser Übergang von der Bürokratie blockiert wurde.

Das reaktionäre Regime, das von der Bürokratie unter Stalin aufgebaut wurde, war eine besondere Form des Bonapartismus. Bonapartismus beschreibt einen Staatsapparat, der zwischen den Klassen balanciert, wenn keine Klasse stark genug ist, ihre Herrschaft vollständig durchzusetzen. Auf diesem Weg scheint der Staat sich über die miteinander kämpfenden Klassen zu erheben und baut den Repressionsapparat massiv aus, um so die arbeitenden Massen zu disziplinieren.

Ein wichtiger Anführer der Opposition gegen den Stalinismus, Leo Trotzki, beschrieb Stalins Regime als „Sowjet- (oder besser gesagt: anti-Sowjet-) Bonapartismus“[11], denn die Sowjetbürokratie balancierte zwischen der ArbeiterInnenklasse, den Bauern/Bäuerinnen und dem Weltimperialismus. Trotzkis Analogie zum bürgerlichen Bonapartismus bezog sich dabei nicht auf den „klassischen“ Bonapartismus von Louis Bonaparte, welcher in Perioden der kapitalistischen Krise auftritt (zum Beispiel die Schleicher-Regierung in der Weimarer Republik oder die Pilsudski-Diktatur in Polen). Vielmehr bezog sich diese Analogie auf den jungen, offensiven Bonapartismus aus der Aufstiegsperiode der Bourgeoisie, d.h. unter Napoleon Bonaparte.

Das Napoleonische Regime entstand aus der Reaktion in der Französischen Revolution und kämpfte einerseits gegen die Interessen der städtischen Armen und des demokratischen KleinbürgerInnentums, aber andererseits auch gegen die Überreste des Feudalismus. Napoleons Regime musste, während es die politischen Institutionen der Revolution abschaffte, zugleich deren Errungenschaften bezüglich der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse verteidigen – es verbreitete diese Errungenschaften sogar in Europa, mit der Spitze der Bajonette.

In einer ähnlichen Weise war die stalinistische Bürokratie gezwungen, die Errungenschaften der Oktoberrevolution zu verteidigen, vor allem die Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Aber sie verteidigte sie im Interesse einer parasitären bürokratischen Kaste, nicht im Interesse der internationalen ArbeiterInnenklasse.

Die politische Konterrevolution des Stalinismus war die Saat für eine soziale Konterrevolution (d.h. die Restauration des Kapitalismus), die etwa 60 Jahr später kam. Innerhalb der bürokratischen Kaste gab es immer eine starke Tendenz zur Restauration. Gorbatschows Reformen untergruben die Planwirtschaft und Jelzins Regime schaffte sie ab. Auf diese Weise konnte der Kapitalismus die Ernte der stalinistischen Reaktion einfahren.

Fußnoten

11. Leon Trotsky: “The Workers’ State, Thermidor and Bonapartism”.



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