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Kuba heute

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| Kategorien: Cuba, Statements
2010-10-29


Kuba wirkt wie ein Anachronismus in der heutigen Welt. Andere ehemals “sozialistische” Staaten führten den Kapitalismus während der Umwälzungen der 1990er Jahre wieder ein. In Russland wurde die Kommunistische Partei gestürzt und ihr System brach zusammen. In China und Vietnam waren es die Kommunistischen Parteien selbst, die einen kontrollierten Reformprozess zur Wiederherstellung einer Marktwirtschaft durchführten. Nur Kuba hat bis heute eine Wirtschaft aufrechterhalten, die nicht den Gesetzen des Marktes, sondern einem Plan unterworfen ist[1].

Die Kommunistische Partei Kubas (PCC) konnte ihr System durch die Einführung von Marktmechanismen retten, die die soziale Ungleichheit vergrößern und die wirtschaftliche Planung untergraben. Deswegen steht Kuba am Scheideweg: der “Statuts Quo” stellt ein instabiles Gleichgewicht dar, das nicht ewig lang aufrechterhalten werden kann. Qualitative Änderungen stehen am Horizont. Wird Kuba eine chaotische Wiedereinführung des Kapitalismus wie in Russland erleben? Oder eine kontrollierte Restauration wie in China und Vietnam? Wird Kuba ein “Anachronismus” bleiben? Oder wird es einen ganz anderen Weg einschlagen?

Dieses Dokument untersucht die Perspektiven für Kuba und entwickelt eine programmatische Antwort aus einer revolutionär-marxistischen Perspektive. Diese Analyse stützt sich viel auf Arbeit von verschiedenen trotzkistischen Strömungen – am Ende werden wir unsere Positionen zur innertrotzkistischen Debatte vorstellen. Wir glauben, dass die Entwicklung Kubas eine große Bedeutung für den Klassenkampf in Lateinamerika und weltweit haben wird. Wir wollen zur Debatte über diese Entwicklung beitragen, und laden alle Linke dazu ein, mit uns darüber zu diskutieren.

Kuba heute

Im Jahr 2008 blieb Kuba ein armes Land mit einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von etwa US$9,500 – rund ein Fünftel des Wertes in den USA (US$47,000). Doch in Bereichen wie Gesundheit und Bildung kann Kuba mit dem großen Nachbarn im Norden mithalten: die Kindersterblichkeitsrate beträgt 5,82 (im Vergleich zu 6,26 in den USA) und die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 77,45 Jahre (im Vergleich zu 78,11 in den USA). Die Alphabetisierungsrate liegt bei 99,8%, leicht über der Rate der USA. Diese Statistiken sind noch beeindruckender im Vergleich zu Kubas Nachbarn in der Karibik: zum Beispiel auf Haiti beträgt die Kindersterblichkeit 59,59 – zehnmal höher als auf Kuba!

Diese Zahlen können nur durch die Planwirtschaft erklärt werden, die die Bevölkerung nicht vollständig der Anarchie des Marktes aussetzt (wie es bei allen anderen Wirtschaften dieser Hemisphäre der Fall ist). Obwohl Reformen in den 1990er Jahren marktwirtschaftliche Sektoren der Wirtschaften wachsen ließen, sind immer noch 78% der ArbeiterInnen auf Kuba beim Staat beschäftigt[2] (auch wenn in der kommenden Periode bis zu einer Million Staatsangestellte entlassen werden[3]). Privateigentum ist massiv eingeschränkt – auf Kuba gibt es keine soziale Klasse, die die Produktionsmittel besitzt, d.h. keine Bourgeoisie – und der Großteil des Außenhandels läuft unter einem staatlichen Monopol. Große Teile der Wirtschaft sind von den Diktaten des Marktes und dem kapitalistischen Wertgesetz befreit.

Fußnoten

1. Nordkorea bildet eine weitere Ausnahme, muss aber gesondert analysiert werden.
2. Alle Zahlen stammen von einer Quelle, die über jeden Verdacht steht, Sympathien für Castro zu hegen: Central Intelligence Agency: The World Factbook. 2008.
3. Mehr dazu weiter unten.



One Response to “Kuba heute”

  1. Wladek Says:

    Dieses Kapitel wurde auch hier gespiegelt:
    http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=9758&Itemid=1

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