Das kapitalistische System ist Schuld an der Krise, und die KapitalistInnen beim World Economic Forum (WEF) in Davos können es nicht reparieren.
Schon seit Jahren findet Ende Januar in Davos das World Economic Forum statt, immer begleitet von Protesten und Gegenveranstaltungen, da die in den Bündner Bergen versammelten, selbsternannten Leader der Welt keinesfalls nur auf Zustimmung stossen. Doch dieses Jahr ist alles anders. Das wollen uns zumindest die Organisatoren dieses beispiellosen Aufmarsches der Weltelite weismachen. Die meisten TeilnehmerInnen seien die letzten Jahre sowieso nur gekommen, um die in gehobenen Kreisen bekannten Partys während des Forums zu feiern. Man hat uns also jahrelang geschröpft und Milliarden dafür ausgegeben, um einigen ManagerInnen und PolitikerInnen das Feiern im hermetisch abgeriegelten Davos zu ermöglichen!
Doch dieses Jahr ist die Ausgangssituation tatsächlich ein wenig anders. Der von den KapitalistInnen gepredigte Neoliberalismus ist kläglich zusammengebrochen. Riesige Unternehmen schlitterten regelrecht ihrem Ende entgegen. Und auf einmal muss der Staat wieder in die Wirtschaft eingreifen und mit Milliarden, bezahlt von Arbeiterinnen und Arbeitern, die zu Grunde gerichteten Grossunternehmen retten.
Und genau zu dieser Zeit treffen sich dieselben „Global Leaders“, die diese Krise und noch viel mehr Leid, welches der Kapitalismus Tag für Tag in der Welt anrichtet, zu verantworten haben. Wie kleine Kinder sitzen sie vor Mamas kaputter Vase und überlegen, wie sie das Ganze am besten wieder zusammenflicken können. Sie versuchen es mit Phrasen, die sie selbst über Jahre verpönt hatten. Soziales, ja menschliches Wirtschaften sei jetzt gefordert.
Doch das darf nicht sein! Wir dürfen nicht zulassen, dass die zerstörerischen Mechanismen, auf welchen das kapitalistische System aufbaut, weiterhin Leid und Unterdrückung produzieren. Und genau weil der Kapitalismus auf Ungerechtigkeit und Ausbeutung aufbaut, kann es keinen sozialeren oder humaneren Kapitalismus geben. Die einzige Lösung ist die Überwindung desselben. Die Wirtschaft kann nur unter Führung und Planung der ArbeiterInnen fruchtbar und fair werden. Wir als Jugendliche können zur Überwindung des Kapitalismus beitragen, in dem wir uns organisieren und die ArbeiterInnenklasse für dieses Ziel gewinnen. Wir können dem zerstörerischen Chaos des Marktes ein Ende setzen, und zwar in dem wir Räte bilden, die die Wirtschaft kontrollieren und sie somit nach den Bedürfnissen der Menschen gestalten.
Aber dafür müssen wir uns – genauso wie die KapitalistInnen beim WEF – international organisieren. Für eine revolutionäre Internationale! Für die soziale Revolution! Für den Kommunismus!
January 29th, 2009 at 21:07
Die Schuld des Neoliberalismus an der aktuellen Krise sollte nicht verallgemeinert werden. Problematisch wurde es in Deutschland vor allem für verstaatlichte Banken. Das das ganze einen “Long Tail” hat, der auch andere Finanzbereiche und auch (sowieso schon angeschlagene) Bereiche der Realwirtschaft beinhaltet, sei nicht abzustreiten, aber Mitverursacher sind verstaatlichten Banken.
Die Pakete der Regierungen sind natürlich vollkommen marktwirtschaftsfeindlich und damit abzulehnen. Richtig wäre es, die Unternehmen, die sich jetzt nicht über Wasser halten können, ihrem Schicksal zu überlassen. Wenn dabei das Geld und die Arbeitsplätze draufgehen, müssen die Menschen dadurch, der freie Markt wird über kurz oder lang schon wieder für eine Stabilisierung sorgen.
Ich halt euch entgegen: die Wirtschaft in der freien Marktwirtschaft ist am fruchbarsten, ganz einfach, weil der von euch beschriebene Destruktivimus dafür sorgt, dass alles in den naturgesetzlichen Rahmen bleibt. Die Unternehmen, die sauber und vorausschauend wirtschaften, haben nichts zu befürchten. Nur diejenigen, die ihre Gewinne aus nicht-existenten Werten ziehen.
Das eigentliche Problem ist damit also nicht der Kapitalismus an sich, sondern Staaten und Regierungen, die ihren Schindluder damit treiben und in die eigentlich funktionierenden Systeme eingreifen. Wenn man in Zahnradsystem, mag es noch so gut geölt sein, seine Hand reinsteckt, blockiert das System UND die Hand wird zerquetscht.
January 29th, 2009 at 22:50
Wieso müssen denn eigentlich “die Menschen” da durch? Wieso müssen die ArbeiterInnen einer Firma durch eine Krise, die sie nicht verantwortet haben? Wieso müssen die Menschen zahlen, die jahrelang in Profitlogik ausgebeutet wurden, von den fetten Gewinnen nichts abbekamen – und jetzt, da es schlecht geht, zahlen sie mit ihren Steuern oder verlieren ihre Jobs? Diese “Natürlichkeit” findest du gut? Abgesehen davon, dass es zwar die Gesetze des Marktes, aber sicher nicht die der Natur sind.
Weiterhin: Es ist völlig irrelevant, wer denn nun an den Schalthebeln sitzt, solange wir im Kapitalismus leben. Michael Heinrich nannte das “Die Spielregeln und nicht die Spieler” und sagte dazu Folgendes: “Wenn eine staatliche Bank nicht permanent mit Steuergeldern unterstützt werden soll, kann sie sich im kapitalistischen Markt auch nicht viel anders verhalten als eine Privatbank. Nicht die jeweiligen Spieler (ob öffentlich oder privat) sind das Problem, sondern die Spielregeln.” (geschrieben in der Taz am 14.01.09) – Das heißt auch im Umkehrschluss, dass es nicht die bösen Staaten sind, sondern die grundsätzlichen Regeln des kapitalistischen Systems, die eine solche Wirtschaftsweise – die aus den von dir benannten “nicht-existenten Werten” – erfordert.
Ich glaube du übersiehst das Wesentliche, nämlich, dass es nicht der Zweck von Unternehmen ist, “sauber und vorrausschauend” zu arbeiten, sondern so viel Profit so schnell wie möglich zu schaffen. Dazu gehört auch, dass die Aufgabe von Banken nicht die Bereitstellung von Kapital ist, sondern Gewinne zu erwirtschaften. Das erfordert Kreditwirtschaft, damit kapitalistische Unternehmen, die Kredite vergeben und das erfordert die Arbeit mit fiktiven Werten. Wie sich das auswirken kann, na, das sehen wir ja jetzt. Dies ist sicher nicht die Folge von intervenierenden Staaten – und diese intervenieren doch auch nicht seit Anfang an, sondern zogen sich immer mehr aus diesen Bereichen zurück! – sondern von dem, was kapitalistische Wirtschaftsweise ausmacht.
Dein Fazit ist dann letztlich Folgendes: Der freie Markt wird es schon wieder richten (Die Frage danach, was gerichtet wird, stellst du dir hingegen nicht!), wenn dann halt Milliarden Menschen unter der Krise leiden, tja, passiert halt. Ich finde das sehr zynisch. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass Krisen zum Kapitalismus notwendigerweise dazugehören.
Eine ausführlichere Analyse der Krisenherkunft findest du in unserer Zeitung:
http://www.revolution.de.com/zeitung/zeitung31/finanzkrise.html