Am 24. April gingen 5.000 Berliner SchülerInnen nicht in den Unterricht, sondern auf die Straße um gegen die katastrophalen Zustände im Bildungssystem zu protestieren.
Die Schulen der deutschen Hauptstadt sind von überfüllten Klassen, Mangel an LehrerInnen und maroden Einrichtungen geprägt. Nach dem Schulabschluss ist die Situation noch schlimmer: nicht mal die Hälfte der Suchenden bekommt einen Ausbildungsplatz und die drohende Einführung von Studiengebühren versperrt für viele den Zugang zur Universität.
Die Bildungssysteme in der ganzen Welt werden angegriffen. In den reichen Ländern gilt Bildung noch als Grundrecht, aber sie wird zunehmend zu einer „Investition in die eigene Zukunft” umgewandelt. Nur noch die „Elite“ soll Zugang zu guten Bildungsinstitutionen bekommen. Gleichzeitig werden Lehrpläne an die Bedürfnisse der Konzerne angepasst: Studiengänge wie Literatur und Geschichte bekommen nicht genug Finanzierung, während private Managementschulen staatlich gefördert werden.
Aber Widerstand gegen diese Angriffe gibt es auch weltweit: in Griechenland besetzten Studierende 300 Universitäten, um ein Gesetz zur Privatisierung des Hochschulwesens zu verhindern. In Chile gingen Hunderttausende SchülerInnen auf die Straße, um ein Gesetz, das Privatschulen begünstigte, zu kippen. Selbst in Deutschland gab es im letzten halben Jahr eine ganze Welle von Schülerstreiks.
Selbst ohne diese ständigen Angriffe sind unsere Schulen alles andere als ideal. Der Lehrplan und Unterricht werden von Staat und LehrerInnen festgelegt, ohne dass die SchülerInnen darauf Einfluss nehmen können. Dabei wird nicht Wissen, Fähigkeiten oder gar Begeisterung fürs Lernen vermittelt, sondern ziemlich sinnlose Fakten, die man sowieso gleich wieder vergisst. Ziel ist, die SchülerInnen an Konkurrenz, Leistungsdruck und Gehorsam gegenüber Autorität zu gewöhnen – all dies ist wichtig, damit sie später loyale ArbeiterInnen werden.
Bildungsproteste können ganze Schichten von Jugendlichen politisieren. Aber wir dürfen nicht nur einmal alle paar Monate protestieren. Wenn wir uns dauerhaft auf der Schule organisieren, können wir unsere Kontrolle Stück für Stück durchsetzen.
Jugendproteste können auch erfolgreich sein – aber die Voraussetzung dafür ist, dass wir uns mit den ArbeiterInnen verbinden und richtige Streiks organisieren. Im Kapitalismus ist Bildung da, um systemtreue Roboter zu erzeugen. Und das ist noch ein guter Grund, um den Kapitalismus zu stürzen!
von Wladek aus Berlin-Kreuzberg, www.revolution.de.com